top of page

Ausgeschlossen zum Mobber: obwohl man es gar nicht wollte

  • Writer: Daniel Safonov
    Daniel Safonov
  • Dec 13, 2024
  • 3 min read

Updated: Mar 6

Diese Erfahrungsberichte haben zum Ziel, für die Themen Ausgrenzung und Gemeinschaft im Schulleben zu sensibilisieren. Unser Umgang hat im Allgemeinen ein sehr gemeinschaftliches, soziales, positives und respektvolles Flair! Wir kommen gerne zur Schule, weil Schule für uns ein sicherer Ort ist. Dies sollte nicht die angenehme Atmosphäre der Schule schmälern. Es kann kein perfektes System geben, deshalb schaffen wir einen Blick für einen noch bewussteren Umgang miteinander. Wir erleben alle ab und zu Situationen, in denen wir uns als Außenseiter fühlen – aber unser Schulleben ist wie eine große Familie: wir wachsen miteinander!

 

Als ich auf die RSH kam, war ich ein Mitläufer. Es war wichtig, um cool zu sein, muss man mitmachen.

 

Hier sind heftige vergangene Situationen, wo ich zugehörig sein wollte, was ich auch im Nachhinein stark bereue. Um mit meinen Jungs in der Clique zu bleiben, musste ich mitlaufen. Ich musste Schwächere festhalten, während meine Freunde sie geschlagen haben.  Außerdem musste ich unschuldige Schüler beleidigen, mit Wörtern wie: „Bastard“ und „Lutscher“,  um meinen Status in der Clique zu behalten. Das war damals nicht ok, und es wäre nie ok gewesen. Ich habe es ehrlich getan, um mich cool darzustellen, was tatsächlich auch gegen mein eigenes Interesse war. Nichts war daran cool.

 

Zu der Clique zu gehören, bedeutet einen guten Status haben, sonst wird man schnell selber zum Mobbingopfer. Ich machte also bei allem mit, was meine Freunde gemacht haben, auch wenn ich nicht einverstanden war. Das fing schon bei Kleidung, Musikgeschmack oder Fußball an – man spielte, obwohl man es gar nicht wollte.

 

Ich musste damals, als wir Schwimmunterricht hatten, einen schwächeren Jungen aus unserer Klasse unter Wasser drücken, um meine Macht zu beweisen. Das alles, ohne dass Lehrer es mitbekommen haben … der gleiche Junge war auch auf der Klassenfahrt dran. Irgendwie hat er uns genervt. Wir waren im gleichen Zimmer. Er zog meine Decke runter und ich wollte mich wieder vor meinen Freunden beweisen. Ich kam runter von meinem Bett und trat ihn mit meinem Bein gegen seinen Magen. Er lag dann auf dem Boden. Meine Freunde und ich haben ihn dann ausgelacht. Ich habe mich auch direkt danach entschüldigt. Doch nach einigen Minuten fand ich es nicht mehr witzig, weil das ganze unnötig war. Das war der Moment, als ich ihn am Boden gesehen habe, dass mir mein Verhalten bewusst wurde. Alles in allem habe ich andere komplett falsch behandelt, meine angeblichen Werte nicht beachtet, nur um cool zu sein. Nichts war daran cool.

 

Ich kam mit 6 Jahren nach Deutschland. Kam in eine Deutsche Grundschule, ohne ein einziges deutsches Wort zu können und wie man es sich denken kann, wurde ich manchmal ausgeschlossen und ausgelacht. Das hat mich schon damals ziemlich verletzt und ich kam oft weinend nach Hause. In dem Fall war ich derjenige, der nicht dazu gehörte. Ich war der Schwächere - mir fehlte das Gefühl, dass ich auch etwas wert war und dass ich etwas konnte. Die Klasse hat mich als „Ausländer“ bezeichnet – fertig. Aus mir wurde nichts mehr. Das hat mich sehr mitgenommen und ich habe innerhalb von drei Jahren Deutsch gelernt. Einfach um Rache zu zeigen, dass ich doch besser bin als die. Mit dieser Einstellung bin ich dann auf die RSH gekommen. Nichts war an meiner Situation cool. Dadurch wurde ich zum Mitläufer.

 

Ich kann diese schlimmen Fehler, mein ehemaliges Verhalten, durch meine Vergangenheit nachvollziehen. Dies entschuldigt das Ganze nicht. Man möchte nicht allein dastehen. Allein zu sein, ist Scheiße. Anfangs meiner Zeit an der RSH versuchte ich immer wieder, mich an die anderen anzupassen. Ich habe Leute dadurch verletzt und ich war nicht ich selbst. Es war nicht cool. Es fühlte sich nicht cool an. Alles nur, um eine grundlegende Angst abzudecken, dass ich jede Sekunde ausgeschlossen werden konnte.


 

An der RSH gibt es diverse Hilfestellungen, um Mobben vorzubeugen. Z.B. findet in den Klassen 5-7 einen wöchentlichen Klassenrat mit Unterstützung der Schulsozialarbeit statt. Hier werden individuelle Fälle und Hürden in der Klasse besprochen und Lösungsansätze gemeinschaftlich gesucht und durchgeführt. Außerdem gibt es die „No Blame“ und „Aktiv zum Wir“ Projekte, wie man als Team zusammenwächst. Sozialarbeiter*innen und Beratungslehrer*innen sind natürlich auch im Team. Bei Problemen kann man sich an sie wenden.

Comments


Commenting on this post isn't available anymore. Contact the site owner for more info.

Subscribe to Our Newsletter

Thanks for submitting!

© 2025 by derBLICK, Lernende der Realschule Heepen - Bielefeld, Germany.

bottom of page